Rechtsformen in Deutschland und ihre Vor- und Nachteile erklärt

Rechtsformen in DeutschlandIn Deutschland gibt es verschiedene Unternehmens- bzw. Rechtsformen, die sich in Haftung, Besteuerung und Verwaltung unterscheiden.

In diesem Beitrag wollen wir Überblick über die wichtigsten geben und eventuelle Vor- und Nachteile nennen.

1. Einzelunternehmen

Merkmale: Eine Person als Inhaber, keine eigene Rechtspersönlichkeit.
Vorteile:

  • Einfache Gründung, man meldet sich beim Gewerbeamt an bzw. beantragt einen Gewerbeschein (keine Mindesteinlage)
  • Geringe bürokratische Hürden
  • Volle Entscheidungsfreiheit
  • Gewinn fließt direkt an den Inhaber bzw. auf das Geschäftskonto

Nachteile:

  • Unbeschränkte persönliche Haftung mit Privatvermögen
  • Begrenzte Finanzierungsmöglichkeiten
  • Höhere Steuerlast bei steigenden Gewinnen

Geeignet für: Freiberufler, kleine Gewerbebetriebe, Solo-Selbstständige


2. Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR)

Merkmale: Mindestens zwei Personen, keine eigene Rechtspersönlichkeit.
Vorteile:

  • Einfache und kostengünstige Gründung
  • Keine Mindesteinlage erforderlich
  • Flexible Gestaltung

Nachteile:

  • Unbeschränkte Haftung der Gesellschafter mit Privatvermögen
  • Kein Schutz des Unternehmensnamens (über Markenanmeldung möglich)
  • Auflösung bei Ausscheiden eines Gesellschafters, falls nicht anders geregelt

Geeignet für: Kleine Teams von Gründern, die gemeinsam starten möchten


3. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)

Merkmale: Kapitalgesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit, Mindestkapital 25.000 €.
Vorteile:

  • Begrenzte Haftung auf das Gesellschaftsvermögen
  • Seriöses Image, bessere Finanzierungsmöglichkeiten
  • Flexibilität in der Unternehmensstruktur

Nachteile:

  • Hoher Gründungsaufwand (Notar, Handelsregister)
  • Strenge Buchführungspflichten (Steuerberater wird notwendig)
  • Mindestkapital erforderlich

Geeignet für: Mittelständische Unternehmen, Gründer mit hohem Haftungsrisiko


4. Unternehmergesellschaft (UG) (haftungsbeschränkt)

Merkmale: Sonderform der GmbH, Gründung ab 1 € möglich, Pflicht zur Rücklagenbildung bis zur GmbH.
Vorteile:

  • Geringes Startkapital erforderlich
  • Haftungsbeschränkung
  • Ähnliche Vorteile wie eine GmbH

Nachteile:

  • Rücklagenbildungspflicht, bis 25.000 € angespart sind
  • Manchmal geringere Akzeptanz bei Geschäftspartnern
  • Höhere Buchhaltungspflichten als Einzelunternehmen

Geeignet für: Startups, kleine Unternehmen mit Wachstumsplänen, bei Angst vor Haftungsrisiko


5. Offene Handelsgesellschaft (OHG)

Merkmale: Handelsgesellschaft mit mindestens zwei Gesellschaftern, unbeschränkte Haftung.
Vorteile:

  • Keine Mindesteinlage erforderlich
  • Direkte Gewinnbeteiligung
  • Hohe Flexibilität

Nachteile:

  • Unbeschränkte Haftung der Gesellschafter
  • Buchführungs- und Bilanzierungspflichten

Geeignet für: Handelsunternehmen mit mehreren Gründern


6. Kommanditgesellschaft (KG)

Merkmale: Zwei Gesellschaftertypen: Komplementär (haftet unbeschränkt) und Kommanditist (haftet nur mit Einlage). Geschlossen Fonds nutzen oft diese Rechtsform.
Vorteile:

  • Kapitalgeber können sich ohne Risiko beteiligen (als Kommanditist)
  • Mehr Finanzierungsmöglichkeiten als bei der GbR
  • Flexible Unternehmensstruktur

Nachteile:

  • Unbeschränkte Haftung des Komplementärs
  • Höherer Verwaltungsaufwand als bei der GbR

Geeignet für: Unternehmen mit externen Investoren


7. Aktiengesellschaft (AG)

Merkmale: Kapitalgesellschaft, Mindestkapital 50.000 €, Aktien können an der Börse gehandelt werden.
Vorteile:

  • Kapitalbeschaffung durch Aktien möglich
  • Hohe Glaubwürdigkeit
  • Haftung auf Gesellschaftsvermögen beschränkt

Nachteile:

  • Sehr hoher Gründungsaufwand
  • Strenge gesetzliche Vorschriften
  • Pflicht zur Veröffentlichung von Jahresabschlüssen

Geeignet für: Große Unternehmen, die Wachstum und Investoren anstreben


Welche Rechtsform ist für Existenzgründer geeignet?

Für viele Gründer bietet sich eine Einzelunternehmung oder eine UG (haftungsbeschränkt) an:

  • Einzelunternehmen: Ideal für kleine Gewerbe oder Freiberufler, da einfach und kostengünstig.
  • UG (haftungsbeschränkt): Gute Wahl für Gründer, die eine Haftungsbeschränkung wünschen, aber nicht sofort 25.000 € für eine GmbH aufbringen können.

Je nach Geschäftsmodell und Risiko kann auch eine GbR (bei mehreren Gründern) oder eine GmbH (wenn genug Kapital vorhanden ist) sinnvoll sein.